Grüne Ur-Suppe in Tradition der Steinzeit-Menschen

Zutaten: Wildkräuter, Wasser, Salz, etwas Öl, Mehl, Frühlingszwiebeln, 2 Scheiben Brot

Vogelmiere
Vogelmiere
Grüne Suppen finden sich in den Küchen fast aller Kulturkreise wieder. Sie wurden seit Jahrtausenden mit der Herstellung der feuerfesten Lehm- und Tonwaren aus frischen essbaren Pflanzen, ihren Wurzeln und Samen gekocht, die die Natur zu der jeweiligen Jahreszeit zu bieten hatte.

Vor der kulturellen Entwicklung der Technologie des Tongeschirrs wurden gesammelte Kräuter in einer Vertiefung in Steinen oder einem ausgehöhlte Baumstamm zerquetscht und mit Wasser zu einem Brei vermischt, der verzehrt wurde. Auf diese Weise wurden auch medizinische Pasten zur Wundheilung zubereitet.

Das Wissen um die Auswahl an frischem, besonders heilkräftigen Grün und die Rezepturen wurden von Generation zu Generation mündlich weitergegeben und hat bis in unsere Zeit mit ihrem Angebot an industriell verarbeiteten Produkten nie an Bedeutung verloren.

Auch seit Beginn der Sesshaftigkeit mit dem Beginn von Ackerbau und begrenzter Vorratshaltung an landwirtschaftlichen Kulturen boten die grünen Suppen gerade am Ende des Winters die einzige Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen – bevor erst Monate später die ersten Früchte und Gemüsekulturen reiften.

In klimatisch heissen, trockenen Gebieten oder Hochgebirgsregionen versorgten die an Quellen, Bach- und Flussläufen sowie in Oasen wild spriessenden Pflanzen den Menschen mit einer stärkenden Nahrung.

Heute werden grüne Suppen mit Wildkräutern-, Kulturkräutern oder Kulturpflanzen wie Gurken oder grünen Bohnen einfach des Genusses wegen zu jeder Jahreszeit kalt zur Erfrischung an warmen Tagen oder heiss verzehrt. Mit Beginn des Frühlings aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen.

Durch Auslese verloren die heutigen Kulturpflanzen ihre ursprüngliche Vitalität zugunsten der Grösse und Anzahl der Frucht. Die Industrie ist auf der Suche nach wilden Vorgängern – nur um sich diese des Profits wegen als Eigentum patentieren zu lassen (“ Patentieren und verlieren “ , „Diese Tomatensorte schützt vor Krebs – und gehört einem Konzern „).

Pflanzen gehören niemanden, auch nicht der gesamten Menschheit. Sie sind Bestandteil des Lebens auf dieser Erde.

Untersuchungen an den Knochen und Zähnen prähistorischer Skelette zeigen, dass mit dem Übergang der Sammler- und Jägerkulturen zur Ackerbau- und Viehwirtschaft sehr schnell Zahn- und andere Krankheiten auftraten, die auf mangelhafte einseitige Ernährung zurückzuführen sind. Es war der Beginn der Zivilisationskrankheiten, der sich wie ein roter Faden bis in unsere Zeit hinzieht – wenn jetzt auch andere Umstände herrschen, die der Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion geschuldet sind und denen wiederum mit der chemischen Keule begegnet wird.

Nicht umsonst schwören viele Personen auf grüne Suppen, die ausschliesslich mit den in der Natur gesammelten, ursprünglichen Kräutern zubereitet werden und die immer noch oft als Unkraut bezeichnet und aus den Gärten möglichst ausgemerzt gehören.

Zubereitung

Eine „wilde grüne Suppe“ kann aus folgenden einheimischen Pflanzen zubereitet werden, die am Wirksamsten im jungen Stadium vor der Blüte und Samenbildung sind:

Gänseblümchen, Löwenzahn, Zitronenmelisse, Sauerampfer, Spitz- und Breitwegerich, Knoblauchraute, Giersch, Bärlauch, Brennesseln, Brunnenkresse, Vogelmiere, Pimpinelle (Kleiner Wiesenknopf), Borretsch (Gurkenkraut), Wiesenkerbel, Rotklee und einige mehr.

Je nachdem, ob man nur eine einzelne Art oder mehrere verwendet, können Suppen mit eher saueren, bitteren oder andere aromatische Geschmacksrichtungen erzielt werden. Zitronenmelisseblätter in Kombination mit Sauerampfer ist säuerlich, Bärlauch und Meeretichblätter scharf und Knoblauchrauke schmeckt ganz leicht nach Knoblauch, Beinwell besitzt eine herbe Note.

Auf zu viel Gewürze sollte man bei einer Suppe aus Wildkräutern verzichten um ihr eigenes Aroma nicht zu verfälschen. Eine Zugabe von etwas Salz genügt, das auch in der Steinzeit eine heiss begehrte Handelsware war und die quer durch Europa und Asien transportiert wurde.

Um der Suppe eine minimale Konstistenz zu verleihen, werden kleingeschnittene – möglichst Frühlingszwiebeln – mit etwas Öl angebraten, mit zwei bis drei Esslöffel Mehl nach und nach bestäubt und alles gut umgerührt, so, dass keine Klumpen entstehen. Dabei kann ein wenig Wasser hinzugegeben werden.

Bei Verwendung einer Pfanne mit hohem Rand ist nun durch Zugabe von der gewünschten Menge Wasser, Salz und den zerkleinerten Wildkräutern mit einem kurzen Aufkochen die klare Suppe fertig. Nicht an Kräutern sparen, sondern eine sehr grosszügige Menge hinzufügen und nicht ein paar Minuten kochen lassen wegen der enthaltenen Inhaltsstoffe.

Cremesuppen sind auch sehr beliebt. Mit einem Pürierstab wird in diesem Fall alles zermixt und einige, vorher beiseite gelegte Kräuter als Verzierung auf dem Teller garniert. Auch die essbaren Blüten verzaubern das Essen in ein kleines Kunstwerk.

Dazu passen geröstete, extra gereichte Brotscheiben oder kleine Stückchen. Letztere werden erst unmittelbar vor dem Servieren über die Suppe gestreut um cross zu bleiben. Eine kleine Zugabe an Samen wie Sonnenblumenkerne sind ebenfalls nicht zu verachten.

Abrundet mit etwas veganer Sahne (nur optional) ist diese Mahlzeit eine perfekte Vitaminbombe und Mineralienlieferant wie sie schon unsere Altvorderen als unentbehrlich schätzten.

Wieviele Menschen bringen Zeit dafür auf, ein angebotenes Schnäppchen zu ergattern? In der Natur liegt uns noch immer ein reiches, ursprüngliches Potential zu Füssen, wenn man sich die Zeit dafür nimmt. Alles gratis, frische Luft schnappen inklusive.

(Foto: Vogelmiere, Wikipedia)

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